– Am meisten lernen wir von der Natur –
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My Art of Vision Newsletter (27.11.2023)
Habt Ihr neulich die viiielen Kraniche am Himmel gesehen? Grandios! Allerdings wahnsinnig aufwändig. Ein Energieverbrauch, der absolut ans Limit geht. Wenn die Kraniche irgendwann in Spanien angekommen sind, müssen einige von ihnen bildlich gesprochen vermutlich an die „Herz-Lungen-Maschine“, um wieder aufgepäppelt zu werden. Das gilt namentlich für die Jung-Kraniche, die diese Reise zum ersten Mal hinter sich gebracht haben.
Manche Weißstörche sind diesbezüglich etwas schlauer geworden, verzichten lieber auf den großen Vogelflug und überwintern stattdessen bei uns. Das ist insoweit unkritisch, als der Klimawandel dazu geführt hat, dass wir kaum noch strenge Winterperioden erleben, sodass die Störche problemlos Futter finden, solange die Böden nicht nachhaltig gefroren sind und/oder tiefer Schnee die Landschaft bedeckt. Die Kälte als solche macht den Vögeln wenig aus, denn die Storchenfedern sind ein hinreichender Schutz gegen den Wärmeverlust und das Erfrieren.
Ein weiterer Grund, weshalb bei manchen Tieren anscheinend der Zugtrieb abhanden gekommen ist, mag darin liegen, dass es – untechnisch formuliert – Störche gelernt haben, auf ihre eigene Art “vernünftig” (intuitiv) rechnen und abwägen zu können. Ich hab spaßeshalber mal selber gerechnet, soweit für unsere künstlichen Super-Vögel von AIRBUS und Co. Schätzzahlen vorliegen. Das Ergebnis ist wie folgt (bitte nicht zu ernst nehmen):
Anteiliger Kerosinverbrauch pro Fluggast
https://praxistipps.chip.de/kerosinpreis-ermitteln-was-kostet-fliegen-wirklich_101798
Also: Pro Fluggast “kostet” ein fiktiver “Storchenflug” mit dem Airliner ins grüne Herz Afrikas, das heißt, von Frankfurt nach angenommen Nairobi derzeit …
6223 km Entfernung x 3,64 Liter ermittelter Kerosinverbrauch/100 km (ergibt 227 Liter Kerosin) x 3,12 USD pro Gallone x 0,92 Euro/Dollar dividiert durch 3,8 Liter/Gallone = 185,98 Euro. Bei Hin- und Rückflug das Doppelte. 1 Liter Kerosin hat in etwa einen energetischen Brennwert von 10 kwh, daraus ergibt sich für unseren Passagier ein Gesamtenergieverbrauch an Kerosin von 4.540 kwh.
Zum Vergleich: Eine statistisch 4-köpfige Familie hat in Deutschland einen durchschnittlichen jährlichen Stromverbrauch von 4.250 kwh. Mithin verbraucht ein einziger Fluggast auf einem Langstreckenflug Frankfurt-Nairobi und zurück rechnerisch mehr fossile Energie, als eine 4-köpfige Familie im ganzen Kalenderjahr an Strom verbraucht.
Energieaufwand für einen Storch?
Strenggenommen bräuchten wir eine empirische Statistik, wieviel Frösche, Mäuse und sonstiges Kleingetier ein Storch fressen muss, um die Kraft aufzubringen, nach einer Flugdauer von rund 2 Monaten im Herzen Afrikas anzukommen (das Ganze dann mit 2 multipliziert ergibt den gesamten Energieaufwand für Hin- und Rückflug).
Unsere mitteleuropäischen Störche haben dabei die Alternative zwischen der Westroute über Gibraltar, die marokkanische Atlantikküste und dann durch die Sahara Richtung Senegal/Nigeria/Kamerun oder sogar noch weiter Richtung Süden – und der Ostroute über den Bosporus, Anatolien, den Nahen Osten, das Rift Valley bis in die Savannengebiete Ostafrikas.
Die Direttissima über die Alpen, durch Italien/Sizilien und dann über das Mittelmeer nach Nordafrika ist eher die Ausnahme, da über dem Wasser keine Thermik aufsteigt und der Auftrieb/Vortrieb durch reinen kraftaufwändigen Flügelschlag erfolgen muss. Das mögen große Zugvögel generell nicht. Ergo bevorzugen die Störche Flüge über Land oder entlang der Küste.
Sie erreichen dabei Flughöhen bis maximal 4.500 Meter (ggf. kritisch für den Luftverkehr), je nach Auftrieb und Rückenwind eine Flug-Geschwindigkeit zwischen 50 und über 100 km/h und damit eine Reichweite von bis zu 500 km/Tag. Wer mehr dazu wissen möchte, der klicke hier:
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/artenschutz/weissstorch/03594.html
Fazit
Man muss der Natur keine Ratschläge erteilen. Die Evolution hat ohne unseren Eingriff stattgefunden und eine einzigartige Schöpfung hervorgebracht. Ihre Intelligenz ist unübertroffen.
Wenn der Vogelzug infolge des Klimawandels bei “vernünftiger” Betrachtung nur noch wenig Sinn ergibt, dann ist er schlechterdings verzichtbar.
Ergo spart mein mit der Kamera festgehaltener südhessischer Riedstorch diese wirklich ungeheure (letztlich verschwendete) Energie und meidet die hohen operationalen Reise-Risiken; im Gegenzug verwöhnt ihn die Natur, so zeigt es mein Foto, mit herbstlicher Abendsonne, die er augenscheinlich zu genießen weiß.
Die Evolution hat sich in der Erdgeschichte mehrfach zu helfen gewusst und nach Naturkatastrophen (Vulkanismus/Klimawandel/Eiszeiten) stets die passenden Antworten gefunden, um das Leben neu entstehen zu lassen. Es geschah allerdings nie von heute auf morgen, sondern war stets in erdgeschichtlichen Dimensionen betrachtet ein längerer, komplexer Prozess.
Der Unterschied zum Anthropozän (Zeitalter des Menschen) besteht leider darin, dass wir der Natur diese lange Zeit nicht mehr gewähren können, ohne dass demnächst ein irreversibler Schaden eintritt und damit auch unsere eigene Lebensgrundlage massiv bedroht wird. Oder anders ausgedrückt:
Wir haben es uns in rund 150 Jahren seit Beginn der Industrialisierung selber eingebrockt, daher müssen wir uns wie Münchhausen – allerdings in deutlich weniger Zeit – am eigenen Schopf selber aus dem Schlamassel ziehen. Eine andere Option besteht leider nicht mehr.
Ich wünsche Euch eine harmonische Adventszeit mit warmen Lichtern. In den letzten 3 Jahren waren wir im Corona-Stress, namentlich die Kinder. Das sollte sich dieses Jahr hoffentlich nicht wiederholen.
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