SEHTEST – Befinden wir uns auf dem absteigenden Ast?

​(Optimiert für FullHD – 1920x1080Pix – und Smartphone + Full Screen. Bei 27 Zoll-Bildschirmen auf 120% vergrößern. Empfohlener Browser: FIREFOX.)

 

My Art of Vision Newsletter (21.04.2022)

 

 

Seid Ihr eher Optimist oder Pessimist? Seid Ihr Rechtshänder oder Linkshänder? Rechtsfüßler oder Linksfüßler? Seltsame Fragen, gell!

Ein Mensch, der nicht mehr steigerungsfähig ist, sondern im Gegenteil in seinen Leistungen nachlässt, befindet sich auf dem absteigenden Ast. So sagt man. Die Redewendung hat jedoch ursprünglich einen anderen Hintergrund und stellt auf den Stammbaum einer Familie ab.

Mein SEHTEST fokussiert auf einen wenig bekannten Unterschied, der im Gehirn des Menschen “programmiert” ist. Was meine ich?

Rechtshänder, so wird behauptet, betrachteten ein Bild rein optisch grundsätzlich links (unten) beginnend in Richtung rechts (oben). Demgemäß haben sie eine klare Empfindung, was eine aufsteigende = im übertragenen Sinne POSITIVE Linie ist, im Gegensatz zu absteigenden Linien, die psychologisch als NEGATIV empfunden würden. Bei Linkshändern sei es genau umgekehrt. Diese schauten prinzipiell von rechts oben (beginnend) nach links unten. Was für die einen ggf. aufsteigend ist, empfänden die anderen als absteigend. Stimmt das?

Ihr könnt es anhand des obigen Bildes selbst testen und Euer spontanes Gefühl erkunden. Das Nachdenk-Gehirn müsst Ihr aber ausschalten. Die Ukraine, die Energiekrise und das Klima sollten Euer Sehempfinden nicht beeinflussen. Los geht’s!

Die gleiche Frage, aufsteigend (positiv) versus absteigend (negativ), lässt sich natürlich auch im übertragenen Sinne stellen, was bei mir in den letzten Tagen der Fall war. Ich habe nämlich meinen Arbeitsplatz in der BBK “verloren”, gestern habe ich das Büro aufgeräumt. Insoweit befinde ich mich also sprichwörtlich auf einem “absteigenden Ast”, könnte man meinen.

Die Antwort darauf ist aber EINSTEIN, denn es kommt wie immer auf die relative Betrachtungsperspektive an. Sehr viele Kolleginnen und Kollegen haben in diesem Umstand (für mich) eine eindeutig aufsteigende Linie identifiziert und mir viel Freude im Ruhestand gewünscht. Wenn die große Mehrheit dieses so empfindet, dann kann es kaum falsch sein. 🙂  Ich glaub’s einfach, es spricht ja auch objektiv nix dagegen. Nach 43 Jahren im öffentlichen Dienst war nunmehr die Zeit abgelaufen, mithin ein ganz normaler Vorgang.

Wenn ich retrospektiv diesen doch langen Lebensabschnitt noch einmal zusammenfasse, war gefühlt alles dabei, was uns in Deutschland politisch umgetrieben hat. Im Übrigen gilt:

Deutsche Geschichte war und bleibt auch immer deutsche Notenbankgeschichte, weil …

das Geld im Leben der Menschen stets eine zentrale Rolle spielt. Dabei empfinden wir gutes = stabiles Geld per se als “positiv” und instabiles Geld als “negativ”. Der ultimative Maßstab für die zutreffende Einschätzung ist die Kaufkraft, die wiederum unmittelbar bestimmt, ob und in wieweit das Geld seinen Funktionen als Tausch- und Wertaufbewahrungsmittel gerecht wird. Die nachfolgende Abbildung zeigt eindrucksvoll, wie die Inflation im Zeitablauf den Geldwert  schwinden lässt:

 

 

Die Kaufkraft des Geldes bei 6 bzw. 8% Inflation.
Die Kaufkraft des Geldes bei 6 bzw. 8% Inflation.

 

Als die Bundesbank nach dem Mauerfall im Frühjahr 1990 damit beauftragt wurde, die DM gegen die Mark der DDR einzutauschen, fanden das die “Ossis” natürlich uneingeschränkt positiv (aufsteigende Linie). Unsere Volkswirte sahen den Umtauschkurs von 2:1 aber ziemlich negativ (absteigende Linie) und hatten damit im Ergebnis leider vollkommen recht. Denn “blühende Landschaften”, wie sie der Historiker und Hobby-Ökonom Helmut Kohl im Wahlkampf 1990 am Dresdner Elbufer versprochen hatte, wurden dadurch gerade nicht gefördert, sondern genau das Gegenteil bewirkt.

Die meisten Ostbetriebe waren – bis auf wenige Ausnahmen – nach der Währungsumstellung quasi über Nacht “pleite”, weil – welch ein Wunder – ihre Produkte (zum umgerechneten DM-Preis) keiner mehr haben wollte bzw. sie sich keiner mehr leisten konnte. Selbst ein neuer Trabi war de facto unverkäuflich.

Helmut Kohl hatte jedenfalls den damaligen Bundesbankpräsidenten (Karl-Otto Pöhl) nicht danach gefragt, worauf sich die Ostdeutschen bei der WWU unvermeidbar würden einlassen müssen, sondern nach der Methode Versuch und Irrtum eine politisch getriebene Bauchentscheidung getroffen, wodurch sich viele Ost-Deutsche schon nach kurzer Zeit verwundert die Augen reiben mussten, was Regierung und Parlament im Zuge der deutschen Euphorie allein durch die Wahrungsumstellung und den Umtauschkurs ökonomisch “angerichtet” hatten. Das Bild des “absteigenden Astes” kann diese Erfahrung nur unzureichend beschreiben.

Ein weiteres Beispiel: Eindeutig negativ (absteigende Linie) war natürlich die Bankenkrise 2006-2009 und die anschließende europäische Staatsschuldenkrise (Griechenland). Von Jens Weidmann ist ein Satz überliefert, den ich unter eine Komposition u.a. mit Bildern aus dem Bundesbank-Geldmuseum geschrieben habe. Wahrscheinlich hat er mit dazu beigetragen, dass er letztes Jahr vorzeitig zurückgetreten ist.

 

The Fith Dimension - What is stable money?
The Fith Dimension – What is stable money?

 

Das war die Vergangenheit. PUNKT.

Was die Zukunft anbelangt, will ich Euch mit der Frage, ob Deutschland, Europa, die ganze Menschheit (aus den bekannten Gründen) oder jede und jeder ganz persönlich sich auf dem “absteigenden Ast” befinden oder ob eventuell noch etwas Hoffnung auf Besserung besteht, alleine lassen. Das gilt für Rechts- und Linkshänder gleichermaßen.

 

 

English Translation

Are you an optimist or a pessimist? Are you right-handed or left-handed? Right-footed or left-footed? Strange questions, eh!

A person who is no longer capable of improvement but, on the contrary, whose performance is declining, is on the wane. So they say. However, the expression originally has a different background and refers to the tree of a family.

My SEE TEST focuses on a little-known difference that is “programmed” in the human brain. What do I mean?

It is claimed that right-handed people look at a picture purely optically starting from the left (bottom) and moving towards the right (top). Accordingly, they have a clear perception of what an ascending = in the figurative sense POSITIVE line is, in contrast to descending lines, which would be psychologically perceived as NEGATIVE. Regarding left-handers, it is exactly the opposite. In principle, they look from the right (starting) to the left. What may be ascending for some is perceived as descending by others. Is this true?

You can test it yourself with the above picture and explore your spontaneous feeling. But you have to switch off your thinking brain. The Ukraine and the energy and climate crisis should not influence your visual perception. Let’s go!

 

 

 

Views: 24