Vulkanismus versus Geothermie

– Chancen und Risiken im Umgang mit Erdwärme in Deutschland –

 

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My Art of Vision Newsletter (23.03.2024)

 

 

1 ICE-Land – VolcanoLand

 

Sehenswert: https://photos.gyda.is/portfolio/C0000O.Qc8RoIQTk/G0000xBgc8lDcmgY

 

Als Naturfotograf gehört es zum non plus ultra, aktiven Vulkanismus live beobachtet und (spektakulär) fotografiert zu haben. Solches Glück haben nur die wenigsten. Technisch ist das Stand heute jedoch deutlich zugänglicher geworden. Denn mit den modernen Drohnen funktioniert es im Vergleich zu früher relativ einfach. Deren technische Fähigkeiten und die Möglichkeit, die Navigation über Kilometer hinweg stabil per Funkverbindung fernsteuern zu können, sprengt für mich alles, was wir uns bis vor einigen Jahren selbst mit viel Phantasie haben vorstellen können. Hier ist der Beweis:

 

Und der Anschaffungspreis liegt mittlerweile sogar deutlich unter dem, was wir für ein gutes Objektiv an spiegellosen Systemkameras ausgeben müssen. Ich weiß, wovon ich rede. 🙂

 

Ergo sind schon einige hochwertige 4K-Videos von den sich wiederholenden Spaltenausbrüchen auf der Reykjanes-Halbinsel auf YOUTUBE hochgeladen worden.

 

Ein Spektakel der besonderen Art.

 

Copyright: IMAGO/Iceland Civil Protection/Iceland

 

Auf das die Einwohner des Fischerstädtchens Grindavik allerdings sehr gerne verzichten würden. 🙁 Siehe diese selbsterklärende Grafik:

 

Quelle: Just Icelandic_Important Lava Barriers Will Decide The Future of Grindavik In The Next Days

 

Grindavik: Die Prognosen einer weitgehend “vulkanfreien” bzw. wenigstens für Island einigermaßen beherrschbaren Zukunft, so wie in den letzten 100 Jahren, stehen ziemlich schlecht – wenn nicht ein Wunder geschieht.

Ein solches erlebte 1973 der Ort Heimaey auf den Westmännerinseln, den ich 2010 im Rahmen eines Island-Urlaubs besuchen durfte. Über Heimaey, die einzige ständig bewohnte Insel der Westmänner, brach das Unglück in der Nacht vom 22. auf den 23. Januar 1973 herein. Ohne Vorankündigung öffnete sich nur einige hundert Meter vom Stadtzentrum entfernt eine fast 2 km lange Eruptionsspalte mit mehrere Kratern und riss die rund 5000 Einwohner der Insel aus dem Schlaf. Wegen des schlechten Wetters lag in dieser Nacht praktisch die gesamte Fischereiflotte von Heimaey im Hafen. Diesem Umstand ist es wohl zu verdanken, dass die Insel innerhalb weniger Stunden evakuiert werden konnte und niemand ernsthaft zu Schaden kam. Der Ausbruch konzentrierte sich im Laufe der Zeit auf den mittleren Bereich der Spalte und nach und nach baute sich der neue Vulkan Eldfell (Feuerberg) auf. Einige hundert Menschen blieben auf der Insel zurück, um zu retten, was zu retten war. Insbesondere befürchtete man, dass ein Lavastrom die lebenswichtige Hafeneinfahrt verschütten könnte. Mit leistungsfähigen Pumpen und kilometerlangen Rohrleitungen wurden mehr als 6 Millionen Tonnen Meerwasser auf den Lavastrom gepumpt, um ihn abzukühlen. Das Unternehmen gelang tatsächlich und der Lavastrom konnte rechtzeitig gestoppt werden. Die schmale Hafeneinfahrt, die Lebensgrundlage der Insel, konnte auf diese Weise gerettet werden. Mein Foto zeigt, wie knapp die Insel am wirtschaftlichen Desaster vorbeigeschrammt ist:

 

 

Schmale Hafeneinfahrt von Heimaey, einem Stützpunkt der isländischen Fischereiflotte, 1973 vor der Lava gerettet.
Schmale Hafeneinfahrt von Heimaey, einem Stützpunkt der isländischen Fischereiflotte, 1973 vor der Lava gerettet.

 

Die spektakulären Dokus dieses Events stehen noch heute auf der Webseite des Fotografen Fred Ihrt. Man muss sie sich anschauen, um wenigstens eine blasse Vorstellung zu erhalten, was damals abging. 😮😮

Was Grindavik anbetrifft, habe ich für Euch in der Anlage einen Sampler zusammengestellt, der keiner Kommentierung bedarf. Zwar hat der Katastrophenschutz zwischenzeitlich einen Schutzdamm errichtet, mit dem er die Lava kanalisieren möchte. Wirklich überzeugend erscheint das prima vista aber nicht. Und falls die Lava das Meer erreichen sollte, kündigt sich bereits das nächste Problem an. Denn Lava + Meerwasser ergibt eine hochexplosive, toxische Mischung, sodass namentlich die dadurch entstehenden Schwefelgase je nach Windrichtung eine Gefahr für die Bevölkerung darstellen könnten. Reykjavik liegt ja nur knapp 60 Kilometer entfernt. Mehr noch: Bereits jetzt konnten wir über Mitteleuropa die aus Island stammenden vulkanischen Gase in geringerer Konzentration in der Atmosphäre nachweisen. Der Ausbruch des Eyjafjallajökull 2010 lässt grüßen.

 

Empfehlung: The story behind the pictures

SRF WISSEN: Neue Vulkanepoche auf Island: Wichtiges Siedlungsgebiet bedroht | Vulkane | Einstein | SRF

 

 

 

Eine gute Nachricht, namentlich für den Tourismus, will ich nicht verschweigen: Der internationale Flughafen Keflavik (man sieht in wunderschön vom Satelliten aus) liegt tektonisch betrachtet auf der (stabileren) nordamerikanischen Platte. Eine Spaltenverwerfung hat sich dort bis jetzt nicht bemerkbar gemacht. Was natürlich nix heißen mag. Der nahe Vulkanismus wird sicherlich den Flugverkehr immer wieder beeinträchtigen. Wenn – wie oben angedeutet – die Lava tatsächlich das Meer erreichen sollte, dann erst recht.

 

2 Geothermie

Der Bundesverband Geothermie e.V. hat eigens für den Schulunterricht eine tolle Broschüre zusammengestellt, die man sich beim Bundesumweltamt herunterladen kann.

 

 

Nach welchem Prinzip funktioniert ein Geothermie-Kraftwerk?

 

 

Kann uns die Geothermie bei der Erreichung unseres Klimaziels zweckdienlich sein?

 

 

 

3 Geologische Risiken?

Bekanntlich verdanken wir den Subduktionskräften der afrikanischen Platte durch das Abtauchen unter die eurasische Platte die heutige Ausgestaltung Europas, namentlich die Auffaltung der Alpen und die Entstehung von geologischen Verwerfungen, entlang derer immer wieder mit gefährlichen Erdbeben (ab Stärke 6) zu rechnen ist. Kleinere Verwerfungen mit dadurch induziertem Vulkanismus nebst Erdbeben gab/gibt es auch nördlich der Alpen, in Deutschland namentlich im Oberrheingraben (Kaiserstuhl), im Zollerngraben der Schwäbischen Alb bei Hechingen sowie in der Eifel. Im Eifel-Vulkan unter dem Laacher See steigt immer noch Magma auf; er unterliegt daher der Beobachtung.

Allerdings: Grosso modo gilt Mitteleuropa als tektonisch ruhige Zone (siehe dazu die Schaubilder weiter unten). Kein Vergleich zu Island, wo man im wahrsten Sinne des Wortes auf einem “Pulverfass” lebt. Und selbst dort scheuen sich die Isländer nicht, sogar Magmakammern in großer Tiefe anzubohren, um letztlich thermische Energie in Strom umzuwandeln.

Ergo sollte man doch meinen, dass die Chancen in Deutschland gut und die Risiken überschaubar sind. Was hält uns also davon ab, die Rahmenbedingungen so zu setzen, dass private Investitionen in Geothermie nachhaltig erscheinen und mittel- und langfristig genau das bewirken können, was wir haben wollen. Die Betonung liegt auf “privat”. Was ja nicht ausschließt, dass öffentliche Investitionen in die einschlägige Infrastruktur hilfreich bzw. sogar notwendig sind. Aber eben nur dieses. Der Staat als Unternehmer ist nicht zwingend erforderlich.

 

 

Grafiken (selbsterklärend)

 

 

 

DER SPIEGEL

 

Quelle: The probabilistic seismic hazard assessment of Germany—version 2016, considering the range of epistemic uncertainties and aleatory variability –
Bull Earthquake Eng (2018) 16:4339–4395
https://doi.org/10.1007/s10518-018-0315-y

 

 

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Bilderanhang

Zusammengefasster Sampler: GRINDAVIK – ein isländisches Fischerstädtchen am Schmelzofen

Bilddateien aus Island, ohne Quellen- bzw. Autorenangabe. Auf das Bildurheberrecht für andere, insbesondere kommerzielle Verwendungen weise ich fürsorglich hin.

 

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