(Optimiert für FullHD und Smartphone + Full Screen. Bei 27 Zoll-Bildschirmen auf 120% vergrößern. Empfohlener Browser: FIREFOX.)
My Art of Vision Newsletter (11.07.2021)
(Bildnachweis: 2 x fotowebcam.eu – Blick vom Wankhaus Richtung Garmisch-Partenkirchen und das Zugspitzplateau; Michelangelo: Monumentalgemälde “Das Jüngste Gericht” in der Sixtinischen Kapelle).
Wir wissen es nicht.
Der Gedanke der Sintflut lässt sich angesichts der Starkregenergüsse, die seit einigen Wochen fast täglich vom Himmel auf Mitteleuropa niedergehen, nicht mehr verdrängen (gleichzeitig verbrennen in Amerika die Wälder).
Der Begriff wird in den mythologischen Erzählungen verschiedener antiker Kulturen als eine gottgesandte Flutkatastrophe beschrieben, die die Vernichtung der gesamten Menschheit und der Landtiere zum Ziel hatte. Einzig wenige besonders gottesfürchtige Personen entkamen der Katastrophe. Als Gründe für die Sintflut nennen die Sintflut-Erzählungen meist den Zorn Gottes oder der Götter über die Verfehlungen der Menschheit. Die bekanntesten Berichte sind überliefert:
sumerisch vom König Ziusudra der Stadt Šuruppak im Atraḫasis-Epos
babylonisch über Utnapischtim im Gilgamesch-Epos und im Atraḫasis-Epos,
griechisch über Deukalion und seine Frau Pyrrha und
über Noah sowie seine Familie im 1. Buch Mose der Bibel.
(Quelle: WIKIPEDIA – https://de.wikipedia.org/wiki/Sintflut)
Von Verfehlungen der gesamten Menschheit ist also die Rede. Es geht mithin um die ganz großen Sünden, die wir uns gemeinsam vorhalten lassen müssen. Also um nichts Anderes als die Frage, ob wir den göttlichen Auftrag: macht Euch die Erde untertan (Gen 1,26-28), irgendwie falsch verstanden und/oder falsch umgesetzt haben. Denn die Bibelwissenschaft deutet die viel diskutierte Bezeichnung des Menschen als “Ebenbild Gottes” nicht als Lizenz zum Raubbau, sondern mit dessen Verständnis als Stellvertreter oder Statthalter Gottes auf Erden: Es gilt, die von Gott geschaffenen Lebensräume zu schützen und zu erhalten.
Eine andere Geschichte kommt mir dabei in den Sinn, das Gleichnis von den anvertrauten Talenten (Math. 25,14-30 bzw. Lukas 19,12-27). Wer es nicht (mehr) kennt, sollte es nachlesen (es lohnt sich, die Bibel ist Weltliteratur).
Insbesondere vor diesem Hintergrund müssen wir uns fragen lassen: Haben wir – bildlich gesprochen – die empfangenen Talente im Sinne des Gebers tatsächlich verzehnfacht, oder wenigstens verfünffacht, oder das eine Talent, das wir empfingen, lediglich eingegraben, um es dem Herrn wieder zurückgeben zu können? Oder noch schlimmer: Vielleicht nicht einmal das?
Weil wir uns stattdessen für die vierte Option entschieden haben: die sinnlose Verschwendung der irdischen Ressourcen sowie die gnadenlose Ausbeutung der Natur, anstatt erfolgreich nachhaltig zu wirtschaften? Alle offenkundigen Indizien sprechen leider für letzteres. Denn von Nachhaltigkeit ist nicht viel zu erkennen.
Der Ausgang der Gleichnisses ist bekannt. Nach Matthäus erhalten die Knechte unterschiedliche Geldbeträge und dürfen den jeweiligen Zugewinn als Belohnung behalten. Der letzte Knecht, der sein Talent vergrub, wird nicht nur kritisiert, sondern ausdrücklich mit dem Attribut „faul“ gekennzeichnet. Mit der Bestrafung in der „Finsternis“ erreicht das Gleichnis schließlich seinen finalen Höhepunkt. – Womit wir in unserer Bilderbetrachtung nunmehr bei Michelangelo gelandet sind.
Er hat als genialer Architekt nicht nur die mächtige freitragende Kuppel des Petersdoms im Rom geschaffen, sondern gilt als einer der größten Künstler überhaupt. Das Fresko des Jüngsten Gerichts in der Sixtinischen Kapelle ist eines der berühmtesten Einzelbilder der Welt. Im Zentrum des Bildes steht der Weltrichter. Die göttliche Gerechtigkeit scheidet unerbittlich die Guten von den Verdammten.
Ob wir zu den Guten gehören werden, die über den Wolken schwebend einen Platz im Himmelreich zugewiesen bekommen, ist angesichts unseres Sündenregisters jedoch mehr als fraglich. Wenn wir überhaupt noch eine Chance für eine Kehrtwende haben, dann müssen wir sie JETZT nutzen. Es ist sozusagen der letzte lucky punch, wie man im Neudeutschen sagt, um den Untergang noch zu verhindern.
Fotografischer Schlussgedanke
Egal ob Sintfluten, Stürme oder Schneekatastrophen, die ambitionierten Wetterfotografen gehen bei solchen Ereignissen stets ein hohes Risiko ein. In den USA gibt es sogar sogenannte “Tornadojäger”, die mit dem Auto und der Kamera bewaffnet den Wirbelstürmen hinterherrasen, um von ihnen möglichst das spektakulärste Bild zu bekommen. Solche Gefahren sind unvernünftig, man sollte sie für kein Foto der Welt in Kauf nehmen.
Beeindruckende (europäische) Wetterbilder können wir mitunter ganz bequem auch mit Hilfe der zwischenzeitlich zahlreichen Webcams auf fotowebcam.eu anschauen (siehe oben).
In meinem angehängten Bildersampler finden sich davon aber keine. Stattdessen habe ich einige Makros von Pflanzen und Insekten ausgesucht, die auf den Feldern und Wiesen von Bad Homburg entstanden sind. Die Störche in Biebesheim dürfen natürlich nicht fehlen, genauso wenig wie der Falkenhof auf dem Großen Feldberg im Taunus.
Bildanhang:
Diverse bekannte und weniger bekannte Pflanzen, deren Namen man teilweise im Internet recherchieren muss, zum Beispiel beim BUND oder beim NABU.
Das gleiche gilt für Insekten, wie den glänzenden Blütenprachtkäfer, den Kleinen Kohlweißling, Schwebfliegen, blaue Pracht-Libellen oder den Spitzenfleck.
Feldhasen erkennen wir natürlich sofort, der Unterschied zu Kaninchen ist signifikant. Gleich sechs Osterhasen auf der Reihe trifft man aber selten.
Graugänse beim Wettrudern und bei einem Alarmstart.
Graureiher
Höckerschwanmama mit Nachwuchs
Hybridenten (Kreuzung von Wildenten mit Hausenten)
Weißstörche
Turmfalke
Blaubussard (Südamerika)
Views: 28