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Art of Vision versus Vision of Art
Digital photography to look beyond an artist’s horizon: Picasso, Chagall, Sieger Köder and Vasarely.
Der Duden definiert die Kunst als “schöpferisches Gestalten aus den verschiedensten Materialien oder mit den Mitteln der Sprache, der Töne in Auseinandersetzung mit Natur und Welt”.
Das Besondere an der Kunst ist, dass sie so vielfältig ist und es daher so viele verschiedene Möglichkeiten gibt, sie zu interpretieren. Vielleicht kann man es auch so ausdrücken:
Was ist Moderne Kunst? (MoMA NY)
https://www.moma.org/learn/moma_learning/themes/what-is-modern-art/
Die Geburt des Modernismus und der modernen Kunst lässt sich auf die industrielle Revolution zurückführen. Diese Periode rascher Veränderungen in der Fertigung, im Transport und in der Technologie begann um die Mitte des 18. Jahrhunderts und dauerte bis ins 19. Jahrhundert an, was tiefgreifende Auswirkungen auf die sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Lebensbedingungen in Westeuropa, Nordamerika und schließlich in der ganzen Welt hatte. Neue Verkehrsmittel, darunter die Eisenbahn, die Dampfmaschine und die U-Bahn, veränderten die Art und Weise, wie die Menschen lebten, arbeiteten und reisten, und erweiterten ihr Weltbild und ihren Zugang zu neuen Ideen. Mit dem Aufblühen der städtischen Zentren strömten die Arbeiter für industrielle Arbeitsplätze in die Städte, und die Stadtbevölkerung erlebte einen Boom.
Vor dem 19. Jahrhundert wurden Künstler meist von wohlhabenden Mäzenen oder Institutionen wie der Kirche beauftragt, Kunstwerke zu schaffen. Ein Großteil dieser Kunst stellte religiöse oder mythologische Szenen dar, die Geschichten erzählten, die den Betrachter belehren sollten. Im 19. Jahrhundert begannen viele Künstler damit, Kunst zu schaffen, die auf ihren eigenen, persönlichen Erfahrungen und von ihnen gewählten Themen basierte. Mit der Veröffentlichung des Psychologen Sigmund Freud’s The Interpretation of Dreams (1899) und der Popularisierung der Idee des Unterbewusstseins begannen viele Künstler, Träume, Symbolik und persönliche Ikonographie als Wege zur Darstellung ihrer subjektiven Erfahrungen zu erforschen. Einige Künstler stellten die Vorstellung in Frage, dass Kunst die Welt realistisch darstellen muss, und experimentierten mit der expressiven Verwendung von Farbe, nicht-traditionellen Materialien und neuen Techniken und Medien. Zu diesen neuen Medien gehörte die Fotografie, deren Erfindung 1839 radikale Möglichkeiten zur Darstellung und Interpretation der Welt bot.
Eine individuelle Auswahl von Kunstwerken bildender Künstler
Am besten mit Musik:
Pablo Picasso (zumeist fotografiert im MoMA, NY)

1881 wird Pablo Picasso in Malaga geboren. Als Kind erhält er von seinem Vater Mal- und Zeichenunterricht, bevor er die Akademien in Barcelona und Madrid besucht. 1900 ist er das erste Mal in Paris und zieht 1904 dorthin. Die schwermütigen Arbeiten seiner sogenannten Blauen Periode werden von der lyrischen Rosa Periode abgelöst. Picasso ist in Kontakt mit den Schriftstellern Apollinaire und Gertrude Stein sowie Künstlern wie Henri Matisse und André Derain. Er setzt sich mit den Gemälden Paul Cézannes auseinander. 1907 leitet sein Bild “Les Demoiselles d´Avignon” den Kubismus ein, den Picasso und Georges Braque entwickeln. Es entstehen zunehmend abstrahierte Werke, die auch Materialcollagen umfassen. Zudem arbeitet er an Bühnenbildern. 1925 nimmt Picasso an der Ersten Surrealistischen Ausstellung teil. Ab 1928 wendet er sich vermehrt der Plastik zu und beschäftigt sich mit Druckgrafiken. 1937 malt er “Guernica” nach einem Luftangriff deutscher Truppen auf die gleichnamige baskische Stadt. 1944 wird Picasso Mitglied der Kommunistischen Partei. 1947 widmet er sich in Vallauris keramischen Arbeiten. In der Nachkriegszeit hält er sich an verschiedenen Orten in Südfrankreich auf. 1973 stirbt Picasso in Mougins.
https://sammlung.staedelmuseum.de/de/person/picasso-pablo







https://www.moma.org/learn/moma_learning/pablo-picasso-les-demoiselles-davignon-paris-june-july-1907/#


https://www.moma.org/collection/works/78311

https://www.moma.org/collection/works/79668


https://sammlung.staedelmuseum.de/de/werk/femme-accroupie

Max Beckmann (Städel, Frankfurt am Main; Hamburger Kunstsammlungen)



Gemälde und Glasmalereien von Marc Chagall


Die berühmten Kirchenfenster in Mainz St. Stephan
Kirchenfenster von Marc Chagall gehören zum Weltkulturerbe. Insofern ist es gerechtfertigt, wenn sie ein großer Kreis von Kunstinteressierten zu Gesicht bekommt und wenn man im Anblick solcher Werke staunen und beten darf. Wer vor Ort in der Pfarrkirche St. Stephan in Mainz zudem auch noch die Gelegenheit hat, eine Meditation von Msg. Klaus Mayer zu erleben, gehört zum Kreis der Privilegierten, zu denen Chagall mehr oder weniger persönlich spricht. Diejenigen, die dieses Privileg nicht in Anspruch nehmen können, dürfen sich an meinen Fotos erfreuen.
https://www.convivio-mundi.de/assets/interview-mit-monsignore-klaus-mayer.pdf
“Für mich stellt ein Kirchenfenster die durchsichtige Trennwand
zwischen meinem Herzen und dem Herz der Welt dar.”
Marc Chagall
Bis zu seinem Tod 1985 schuf Chagall in Mainz insgesamt 9 Fenster, die in ihren verschiedenen leuchtenden Blautönen biblische Gestalten darstellen. Chagall sah seine Arbeit als Beitrag zur jüdisch-deutschen Aussöhnung . St. Stephan wählte er wegen seiner Freundschaft zum damaligen Pfarrer von St. Stephan, Monsignore Klaus Mayer. Das letzte Fenster konnte Chagall nicht beenden. Nach seinem Tod wurde die Arbeit von einigen seiner Schüler fortgesetzt.
https://bistummainz.de/pfarrei/mainz-st-stephan/chagall-fenster/meditationen-fuehrungen-erlaeuterungen/













Pablo Picasso and Marc Chagall: A very special Relationship
Pablo Picasso:
“When Matisse dies, Chagall will be the only painter left who understands what color really is. I’m not crazy about his roosters and asses and flying violinists, and all the folklore, but his canvases are really painted, not just thrown together. Some of the last things he’s done in Vence convince me that there’s never been anybody since Renoir who has the feeling for light that Chagall has.”
“Wenn Matisse stirbt, wird Chagall der einzige Maler sein, der noch versteht, was Farbe wirklich ist. Ich bin nicht verrückt nach seinen Hähnen und Ärschen und den fliegenden Geigern und all der Folklore, aber seine Leinwände sind wirklich gemalt und nicht einfach zusammengeworfen. Einige der letzten Dinge, die er in Vence getan hat, überzeugen mich davon, dass es seit Renoir niemanden gegeben hat, der das Gefühl für Licht besitzt, das Chagall hat”.
Sankt Petersburg – Eremitage
Ausgesuchte russische Künstler




Zwei Werke nicht-russischer Künstler (die Sammlung ist riesig)


Mein persönlicher Favorit: Gemälde und Glasmalereien von Sieger Köder
Sieger Köder (* 3. Januar 1925 in Wasseralfingen; † 9. Februar 2015 in Ellwangen) war ein deutscher katholischer Priester und Künstler. Köder zählt zu den bekanntesten deutschen Malern christlicher Kunst und Krippenbauern des 20. Jahrhunderts. Er galt als ein kraftvoller und farbgewaltiger „Prediger mit Bildern“.

EMMAUS (eine Auferstehungsgeschichte): Da sind zwei Männer unterwegs. Aber irgendwie geht’s nicht voran. Immer wieder bleiben sie stehen, ratlos, fragend. Nicht dass sie den Weg nicht wüssten. Sie sind nach Monaten wieder auf dem Weg nach Hause. Aber es ist keine frohe Heimkehr. Nacht ist es geworden. Nicht nur am Himmel, sondern auch in ihrem Herzen. Vor Monaten waren sie voller Freude und Erwartung weggezogen mit Jesus. Jesus aus Nazareth hatte bei ihnen im Dorf lebendig von Gott erzählt und er hatte Menschen geholfen, sie getröstet und manche sogar gesund gemacht. Wie Jesus lebte, was er tat und sagte – es war so deutlich, dass Gott mit ihm war. Deshalb setzten sie ihre Hoffnung auf ihn. Er musste doch der verheißene Retter sein.
Und nun – nun war ihre ganz Hoffnung zerbrochen. Vor zwei Tagen war Jesus tot, gestorben wie ein Verbrecher am Galgen. Noch stehen die Kreuze auf dem Hügel Golgatha, ragen in den blutroten Himmel hinein.
Wo war nun Gott? War alles nur Einbildung gewesen? Es gab für sie keine Hoffnung mehr. Deshalb können sie Jerusalem und dem schrecklichen Geschehen nur den Rücken kehren und weglaufen. Und so machen sie sich wieder auf, langsam und bedrückt, immer wieder fragend: “Warum das alles?“
Ein Fremder kommt hinzu, geht mit, unerkannt.
Er stellt Fragen, hat Interesse, gibt schließlich Hinweise auf alte Verheißungen der Bibel, redet von Gottes Treue und seine Versprechen. Der Schatten lässt uns ahnen, wer dabei ist. Es sind Schatten von drei Menschen, obwohl wir nur die beiden ins Gespräch vertieft sehen können. Ein dritter ist dabei, und er bringt Licht und Erkennen in die nachdenklichen Gesichter. Bruchstücke tauchen in ihrer Erinnerung auf. Vielleicht war doch nicht alles umsonst. Vielleicht ist die Hoffnung nicht zerbrochen, nur verändert. Vielleicht gibt es doch einen Weg weiter. Sie verstehen noch nicht.
Aber sie merken: es ist etwas anders geworden. Ihr Dunkel und ihre Trauer sind nicht mehr so stark, wenn der Fremde da ist. „Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden“ bitten sie ihn. Sie sind in Emmaus angekommen.

Und plötzlich ist es hell, ist es licht. Was ist geschehen? Beim gemeinsamen Mahl teilt der Fremde auf einmal Brot und Wein aus, wie wenn er der Hausherr, der Gastgeber wäre. Kommt ihnen das nicht bekannt vor? Wie oft hat Jesus das bei ihnen getan! Wie oft haben sie mit ihm gefeiert, gegessen und getrunken! Mit wie vielen verschiedenen Menschen haben sie zusammen gesessen! Wie oft hat er Geschichten erzählt und das eich Gottes mit einem Festmahl verglichen, zu dem alle eingeladen sind! Und wie sollten sie sich nicht erinnern an das letzte Mahl, schon vom Abschied überschattet, an ihre Angst und seine tröstenden, doch so rätselhaften Worte. Wie oft haben sie so seine Nähe und Gemeinschaft erfahren! Wie oft haben sie gespürt, dass da Gott da ist und etwas ganz Neues anfängt, ein Stück Himmel schon hier! Und da gehen ihnen die Augen auf. Wie konnten sie vorher nur so blind sein, dass sie nicht gemerkt haben: es war Jesus selbst mit ihnen unterwegs. Er konnte ihnen die Schrift auslegen. Er hat Licht in ihre Hoffnungslosigkeit und ihre Zweifel und Fragen gebracht. Ihre Herzen haben es doch gespürt, sie haben gebrannt.
Und doch erkannten sie ihn erst beim gemeinsamen Essen, im Abendmahl.
Im Brotbrechen ging ihnen auf: Jesus musste leiden, gebrochen werden, damit wir zu leben haben.
Der eine Jünger ist ganz in sich gekehrt, hält sein Brot ganz versunken. Es ist für ihn Brot des Lebens, Brot von Jesus, der sein Leben hingab für die Menschen. Der in den Tod gehen musste, damit alle Welt erfährt: Christus ist stärker als der Tod. Er hat dem Tod die Macht genommen – auch die Macht über unser Leben. Der andere fasst den Weinbecher und hebt die Hand zum Segen. Der Becher ist der Kelch des Heils, durch den unser Leben wieder heil werden kann, ganz, mit Gott und Menschen im reinen. Es ist ein Becher der Freude, Freude an der Gemeinschaft mit dem auferstandenen Christus und miteinander.
Es ist ein Becher der Hoffnung auf Gottes Reich, wo alles, was uns jetzt Sorgen macht, uns zweifeln lässt, woran wir leiden, aufgehoben sein wird.
Deshalb können wir immer wieder neu anfangen. Darum brauchen wir die Hoffnung nicht aufzugeben – nicht für uns und nicht für andere. So essen sie vom Brot des Lebens, trinken vom Kelch des Heils.
Und neu gestärkt gehen die beiden weiter, gehen zurück nach Jerusalem, ja rennen fast, um ihre Freude und Hoffnung mit den anderen zu teilen, um mit ihnen weiter zu feiern und Gott zu loben.
Nur sie? Amen.


Linkes Bild: Die Schöpfung, Genesis 2,7
Mittleres Bild links: Mose mit den Gesetzestafeln nach Exodus 34,33 und der Tanz der Schwester des Mose, Miriam, die auf die Pauke schlägt, nach Exodus 15.
Mittleres Bild rechts: Die Verklärung nach Matthäus 17, 1-13.
Rechtes Bild: Menschwerdung Gottes nach Lukas 2, 1 ff mit zwei Besonderheiten: Nicht das Jesuskind liegt in der Krippe, sondern das Glaubenszeugnis des Evangelisten Johannes (das Wort ist Fleisch geworden); und der Anklang an das Kreuz Jesu ist rechts hinten der Holzträger des Stalles.








Kontrastprogramm: The Art of Vision of Victor Vaserely
Alle Fotos: Werke des Fotografen.
Textquelle: https://vasarely.staedelmuseum.de/
Ausdrucksstarke Innenarchitektur oder raumgreifendes Op-Art-Werk? Victor Vasarely bringt die Grenzen zwischen freier und angewandter Kunst zum Verschwinden. Seine Konzepte greifen medizinische und mathematische Erkenntnisse der Wahrnehmung auf. Vasarely erforscht sie umfassend in der Kunst: Seine Wand- und Deckenstrukturen scheinen den Raum in Vibration zu versetzen, sobald ihn der Betrachter durchschreitet. Der aus Ungarn stammende französische Begründer der Op-Art ist ein Jahrhundertkünstler. Er bewegt sich zwischen den verschiedenen Stilen der Zwischenkriegszeit und der Nachkriegsmoderne. Seine künstlerischen Wurzeln liegen in der Auseinandersetzung mit der frühen Moderne.
Titelfoto: Mit der Serie Vega läutet Vasarely Anfang der 1960er Jahre den Beginn der Op-Art ein.
Dabei nutzt er das Spiel mit verschiedenen Größen, Helligkeits- und Farbwerten, um den Effekt der Räumlichkeit zu verstärken.

Vasarely lässt sein Selbstporträt zersplittern. Wie durch Spiegelscherben blickt er nun gleich mehrfach aus dem Bild. Dekonstruktion und Bewegung sind Themen, denen sich auch schon die Futuristen gewidmet haben. Aus der Beschäftigung mit maßgebenden Stilrichtungen der frühen Moderne heraus entwickelt Vasarely ein eigenes optisches Vokabular.


Vasarelys großes Interesse an den Naturwissenschaften bestimmt sein künstlerisches Schaffen. In seinem Atelier gehen Forscher und Wissenschaftler ein und aus. Davon inspiriert, vergleicht er sein „Plastisches Alphabet“ immer wieder mit einem Atom: Wie Elementarteilchen die zentralen Bausteine der Atome sind, so ist das Plastische Alphabet der Baukasten für Vasarelys Kunst.
In einem Werkstattbuch versammelt Vasarely kleine Skizzen aller seiner Werke. Die Durchsicht regt ihn immer wieder zu spannenden Weiterentwicklungen an. Das flächige schwarz-weiße Muster eines 1935 gemalten Schachbretts überführt der Künstler in die visuelle Dreidimensionalität. Hierfür bläht er die gleichförmigen Quadrate mal auf, mal verkleinert er sie.
Inspiration

Die Op-Art zielt auf die Wahrnehmung des Betrachters. Sie treibt das Spiel mit der Wirkung von Licht, Luft, Bewegung, Raum und Zeit auf die Spitze. Dabei wird häufig mit vertrauten Mustern und Strukturen gearbeitet, die visuelle Effekte erzeugen.
Der freien abstrakten Malerei und den großen mystischen, emotionalen Gesten der informellen Malerei setzen andere Künstler die Präzision der Op-Art entgegen. Beeinflusst von den Experimenten der Futuristen, Konstruktivisten und Dada-Künstlern und angeregt von der Ausstellung „Le Mouvement“, entstehen überall in Europa Zentren der Op-Art. In der Ausstellung „The Responsive Eye“ wird die Op-Art 1965 im New Yorker Museum of Modern Art dem amerikanischen Publikum vorgestellt.
Vasarely hat die Möglichkeit der Programmierung seiner Werke am Computer zwar schon mitgedacht – sich aber bewusst für die Malerei entschieden.
Er macht somit Computerkunst, ohne einen Computer zu verwenden.
VEGA: Werden gleichmäßige Strukturen in ihren Formen verändert, wirken sie räumlich. Eine flächige Wahrnehmung ist nicht mehr möglich.
Vasarely führt diese Form des Sehens bis an die visuelle Schmerzgrenze.
Frage an den Fotografen: Kann man das auch anders sehen?
Ja, das ist möglich. Indem man mit der Kamera eine ver-rückte Perspektive wählt und ein anderes Kunstwerk von Vaserely mit einbezieht.
Das Ergebnis sieht dann so aus:

Vasarely schöpft u. a. aus den Theorien des Bauhauses, des Suprematismus und der geometrischen Abstraktion. Später sind es technoide und psychedelisch bunte Bilder, die durch optische Effekte in den Raum drängen. Dabei zielen sie auf die Irritation der Sinne und die Täuschung der Wahrnehmung. Vasarelys auf geometrischen Grundformen basierende Strukturen verwenden die knalligen Farben der Pop Art. Die Bilder stehen stellvertretend für eine zukunftsgläubige Gesellschaft im Aufbruch. Sie prägen das schillernde Erscheinungsbild der Moderne der 1960er- und 1970er-Jahre, sie sind ebenso Teil der künstlerischen Avantgarde wie der Populärkultur.



Wie der nächtliche Sternenhimmel beginnt auch Vasarelys Kunst vor dem Auge des Betrachters zu flimmern. Es ist die Geburt der Op-Art.



Vasarelys Gemälde spielen mit der Wahrnehmung von Dreidimensionalität. Das Erlebnis der Op-Art dehnt sich auf den Raum aus. Vasarelys Skulptur ist tatsächlich aus zahlreichen Perspektiven erlebbar. Beim Umschreiten ergibt sich mit jedem Schritt ein neuer Eindruck. Nun gilt es, die optischen Effekte und Lichtspiele in der Ausstellung zu entdecken und sich selbst in die Irre führen zu lassen!

Schlusskommentar des STÄDEL: Über mehr als sechs Jahrzehnte hinweg erstreckt sich Victor Vasarelys künstlerisches Schaffen. 1906 geboren, erlebt, prägt und verarbeitet er die unterschiedlichsten Stile und Einflüsse der Zwischenkriegs- und Nachkriegsmoderne. Er kann heute als eine der zentralen Künstlerfiguren des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt werden, dessen Bildsprache in zahlreichen Bereichen nach wie vor Anwendung findet.
Mit der rasanten Verbreitung seiner Multiples war Victor Vasarely allgegenwärtig. Doch die Popularität machte sie auch im Überdruss verfügbar. Mit seinem Erfolg wurde Vasarelys Kunst alltäglich – was tragischerweise zum Verlust ihrer Einzigartigartigkeit führen muss. Als er 1997 starb, hatte sich die Popularität von Vasarely als auch der von Op-Art überlebt.
Die umfangreiche Retrospektive im Städel Museum rückte Vasarelys malerisches Schaffen in den Vordergrund. Dabei begegnete man nicht nur einem vollkommen anderen und komplexeren Künstler, sondern es eröffnete sich auch ein neuer Blick auf die Moderne des 20. Jahrhunderts.
Kommentar des Fotografen:
Reine Doku-Fotografie beabsichtigt genau dieses: Die authentische Wiedergabe eines Kunstwerkes. Man kann eine Kunst-Ausstellung aber auch mit “eigenen Augen sehen” und dieses dann mit der Kamera dokumentieren. Insofern danke ich dem Staedel, dass das – für nicht gewerbliche Zwecke – ohne weiteres möglich war. 🙂
English Translation
STÄDEL’s final comment: Victor Vasarely’s artistic work spans more than six decades. Born in 1906, he experienced, shaped and processed the most diverse styles and influences of interwar and postwar modernism. Today he can be rediscovered as one of the central artistic figures of the 20th century, whose pictorial language is still used in numerous areas.
With the rapid spread of his multiples, Victor Vasarely was omnipresent. But his popularity also made them available in surfeit. With his success, Vasarely’s art became commonplace – which must tragically lead to the loss of its uniqueness. When he died in 1997, the popularity of Vasarely as well as that of Op-Art had survived.
The extensive retrospective at the Städel Museum brought Vasarely’s painterly oeuvre to the fore. Not only did one encounter a completely different and more complex artist, but it also opened up a new view of 20th-century modernism.
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