Olympic Games Paris 2024

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(27.07.2024)     

 

Thomas Bach: “Olympians from all around the globe,
showing us what greatness we humans are capable of.”

– A reality for everyone to see –

 

 

Die weltweiten Reaktionen auf diesen Event sind überwiegend überschwänglich: GIGANTISCH (ja!); einmalig (ja!); GRAND SPECTACLE (ja!). Das hat die Welt bisher noch nicht gesehen.

Bach: “Some may say, we in the Olympic world, we are dreamers. But we are not the only ones. And our dream is coming true tonight: a reality for everybody to see. I invite everybody: dream with us. Like the Olympic athletes, bei inspired with the joy that only sport can give us. Let us celebrate this Olympic spirit of living life in peace, as the one and only humankind, united in all our diversity.”

Yes, you are right. You in the Olympic world are dreamers! 🙂

Verboten ist das nicht. Und Träume müssen per definitionem nicht die nackte Realität widerspiegeln. Das wissen gerade die Franzosen, die in einem gespaltenen Land leben, mit am besten. Vielleicht ist es daher für sie ein Trost, sich wenigstens für rund zwei Wochen auf einen solchen gemeinsamen Traum zu einigen, wenn ansonsten nicht mehr viel zusammenpasst. Welche andere Stadt als PARIS taugt besser dafür, der Welt einen solchen Wunschtraum zu präsentieren. GRAND SPECTACLE!! Ich gehe davon aus, dass die “Kollegen” Sport- und Eventfotografen voll auf ihre Kosten kommen werden. Es werden Bilder sein, die um die Welt gehen und eine Weile haften bleiben, bis uns – ziemlich schnell – wieder die vielen selbstgemachten Krisen und die Abgründe des Planeten einholen.

Mal ganz ehrlich:

Deutschland durfte die Sommerspiele bisher zweimal austragen: 1) 1936 und 2) 1972. Zu 1) muss ich nix anmerken. 2) sollten eigentlich “heitere Spiele” werden (ich war damals 13 Jahre alt und wir hatten einen Farbfernseher); das Gegenteil ist aber leider eingetreten. Manches ist bis heute noch nicht aufgearbeitet. Namentlich die Familien der israelischen Opfer wurden erst vor Kurzem – mehr als 50 Jahre danach – für das Versagen der deutschen Sicherheitsbehörden ein klein wenig “entschädigt”.

Für einen dritten Anlauf in 2040 will Deutschland demnächst seinen Hut in den Ring werfen, das wurde dieser Tage im Bundeskabinett beschlossen. Bis dahin wären es noch 16 Jahre, in denen wir darüber befinden müssten, welches Olympia und welches Land die Deutschen einer klima- und krisengeschädigten Welt präsentieren möchten. Die Franzosen haben uns gestern – vielleicht a bissle zu “theatralisch”, aber wirklich gekonnt – gezeigt, wie sich die GRANDE NATION in ihrer Hauptstadt selber sehen möchte: geschichtsbewusst (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit), patriotisch, stolz, trotzdem zugleich modern und weltoffen. Mit allen Attributen können wir Deutschen derzeit wenig anfangen:

Geschichtsbewusst: Zugegebenermaßen haben wir uns – zumindest im Westen – nach 1945 Mühe gegeben, einiges neu zu sortieren und besser einzuordnen. Aber so wie die Deutschen insgesamt heute quer durch die Bevölkerung damit umgehen, haben wir alles im Angebot, was der Markt der Meinungen hergibt. Da werden einerseits staatstragende Reden zum Grundgesetz und zum deutschen Widerstand gehalten, auf der anderen Seite leben die “Reichsbürger” noch im vorletzten Jahrhundert, und die 12 Jahre andauernde braune Diktatur wird gar als “Fliegenschiss” bezeichnet.

Patriotisch: Das kennen wir gar nicht. Entweder wir sind mehr oder weniger nationalistisch, oder wir wollen unsere Herkunft und unsere Identität am liebsten verstecken.

Stolz: Das Wort hat neulich ein Fußballnationalspieler in den Mund genommen, als wir unglücklich gegen die Spanier verloren.

Modern: Der französische TGV wurde vorgestern durch einen koordinierten terroristischen Anschlag vorübergehend lahmgelegt; in ein paar Tagen soll der Schaden jedoch behoben sein. In Deutschland bedarf es dazu keiner äußeren, verbrecherischen Gewalt. Das schafft die DB beim ICE schon ganz alleine – und ein Ende ist nicht in Sicht.

Weltoffen: Das ist zwar Fakt, weil wir uns in der Mitte Europas, zumal als Exportland und als Einwanderungsland, nichts anderes leisten können. Aber geschätzt rund ein Drittel der Bevölkerung tendiert dazu, für “Ausländer” (auch solche aus der EU!) alle Grenzen dicht zu machen. Deutschland den Deutschen … (niemand sonst)!!

Also halten wir uns am besten mit Kritik an den Franzosen zurück, gleichgültig was sie uns die nächsten 2 Wochen noch präsentieren werden und was am Ende als Fazit gezogen werden wird. Das gebietet schlechterdings der Anstand und der Respekt vor einer Leistung, die ich mir in unserem Land derzeit nicht vorstellen kann. An fehlender Phantasie mangelt es mir aber nicht.

Viel Spaß mit Olympia

 

 

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Michael Madrid / Imago
Michael Madrid / Imago

Der älteste noch lebende französische Olympiasieger, der 100-jährige Charles Coste, gab die olympische Flamme ebenfalls weiter.

 

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